Ich gehöre zu einer kleineren landeskirchlichen Gemeinde im mittleren Emmental. Seit drei Jahren ist im örtlichen Sport- und Freizeitzentrum eine Kollektivunterkunft (KU) für Asylsuchende untergebracht. Im Rahmen eines 2-Phasen-Modells ist eine regionale Partnerorganisation im Auftrag des Kantons für die Integration, Unterbringung und Unterstützung der Bewohnerinnen und Bewohner verantwortlich. In der KU wohnen temporär Asylsuchende, vorläufig Aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge aus Krisenregionen aus aller Welt.
Bedenken ernstnehmen und Lösungen suchen
Vor der Eröffnung der Unterkunft war ich im Rahmen einer Arbeitsgruppe in den Aufbau der Integrationsklassen für die Kinder und Jugendlichen der KU involviert. Als Bildungsverantwortlicher der politischen Gemeinde habe ich die Planung und Eröffnung der Institution begleitet und hautnah miterlebt. Als amtierender Gemeinderat gehört es indes auch zu meinen Aufgaben, gemeinsam mit den verschiedenen Verantwortlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Kollektivunterkunft aktiv anzugehen sowie Anliegen und Bedenken seitens der verschiedenen Akteure ernst zu nehmen und nach entsprechenden Lösungen zu suchen.
Dank der starken Initiative von kirchlicher Seite und mit aktiver Unterstützung zahlreicher freiwilliger Helferinnen und Helfer konnte parallel zur Eröffnung eine engagierte und breit abgestützte Flüchtlingsbetreuung aufgebaut werden, welche für die Bewohnerinnen und Bewohner der KU von zentraler Bedeutung ist. Im Auftrag der politischen Gemeinde und der lokalen Kirchgemeinden organisiert eine Freiwilligenkoordinatorin die Planung und Koordination der diversen Unterstützungsangebote, welche seither entstanden sind.
Begegnungen beim Kaffeetrinken
Anlässlich des Flüchtlingssonntags hatte die Koordinatorin Jeannine Castelberg die Gelegenheit, ihre Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Im Rahmen des Gottesdienstes konnte nebst einer bewegenden persönlichen Geschichte einer Migrantin unter anderem anhand des Kaffeetreffs «Allerlei Kulturen» auf die wertvolle und für die Bewohnerinnen und Bewohner der Kollektivunterkunft äusserst wichtige Arbeit hingewiesen werden. Der Kaffeetreff, ein zweiwöchentlich stattfindender Begegnungstreffpunkt für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, platzt unterdessen aus allen Nähten. Heute besuchen so viele Frauen und Männer den Treff, dass kaum genügend Platz für alle Besucherinnen und Besucher geboten werden kann.
Der Bericht über dieses vergleichsweise einfache und scheinbar unbedeutende Angebot der Freiwilligenarbeit – Helferinnen und Helfer, welche den Besucherinnen und Besuchern Raum und Zeit bieten und begleitend etwas zu trinken und zum Knabbern offerieren – war enorm eindrücklich und berührend. Der Kaffeetreff ist für die Asylsuchenden ein äusserst wertvolles Angebot, zumal sie sich bei dieser Gelegenheit mit Menschen aus der örtlichen Bevölkerung treffen und sich gegenseitig vernetzen können.
«Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan», heisst es in Matthäus 25,40. In diesem Sinne konnten am Flüchtlingssonntag alle freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Flüchtlingsbetreuung herzlich verdankt werden1.
1 Das bestehende Team der Flüchtlingsbetreuung ist dankbar um weitere Unterstützung, sei es für das Projekt «Allerlei Kulturen», mit Ergänzungen beim offerierten Fahrdienst, Unterstützung bei Umzügen, bei handwerklichen Aufgaben und administrativen Tätigkeiten, bei den verschiedenen Angeboten für die Kinder und Jugendlichen oder bei der individuellen Betreuung und Unterstützung von Bewohnerinnen und Bewohnern der Kollektivunterkunft.
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