Mann/Frau/Familie: Auf die Väter kommt es an!

«Die Erforschung der Vaterschaft ist untersagt», heisst es im Artikel 340 des «Code Civil Bonaparte» von 1804. Doch obwohl in der Zwischenzeit die Vaterschaftsforschung zulässig und etabliert ist, wird die Bedeutung von Vaterschaft in unserer Gesellschaft widersprüchlich verstanden und thematisiert. 

(Lesezeit: 6 Minuten)

2020 war das Jahr, in dem in der Schweiz über ein «Ja zum Vaterschaftsurlaub» abgestimmt wurde. Die Befürworter der Vorlage beschworen im Abstimmungskampf die elementare Bedeutung von Vätern, während diese nur ein Jahr später heruntergespielt oder gar geleugnet wurde, als es um die «Ehe für alle» inklusive Samenspende ging. Sind Väter also nur ein «Glücksfall», wenn es gerade zur politischen Agenda passt, oder sind sie für das gesunde Aufwachsen von Kindern und eine zukunftsfähige Gesellschaft unentbehrlich? 

(Bild: Daniela Dimitrova auf Pixabay)

Handeln gegen besseres Wissen

Wenn in der Schweiz die frühe Fremdbetreuung von Kindern gefördert wird, oder wenn nach einer Samenspende das dadurch vaterlose Aufwachsen legitimiert wird, ist dies verwerflich, weil es gegen besseres Wissen geschieht. Wir wissen, was wir tun, wenn wir Babys und Kleinkinder zu früh und während zu langer Zeit von ihren Müttern trennen. Und wir wissen auch, wie bedeutsam die Verwurzelung in der Herkunftsfamilie für die Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen ist.

Und nein, ein späterer Blick in ein Abstammungsregister mit 18 Jahren heilt den Schaden nicht. Wissen schafft Verantwortung! Die Faktenlage betreffend Väter jedenfalls ist klar und wird durch die Erfahrung bestätigt und gestützt. Pädagogen, Lehrer oder Strafvollzugsbeamte können ein Lied davon singen, welche Zerstörung fehlende oder fehlgeleitete Vaterschaft im Leben von Kindern hinterlässt. In einem Expertenbeitrag zum Thema «Vaterlosigkeit und ihre Folgen» schreibt Klaus Hettmer, deutscher Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie beispielsweise: «Neuste Studien belegen einen engen Zusammenhang zwischen Vaterlosigkeit und Kriminalität.» So haben rund 85% (!) der Gefängnisinsassen keinen präsenten Vater erlebt. 

 

Väterliche Präsenz macht Kinder stark

Dass das Aufwachsen mit einem präsenten und zugewandten Vater etwas vom Besten ist, was Kindern passieren kann, ist Fakt. Kaum noch ein Psychologe bestreite, «dass Kinder von ihren Vätern in einem unglaublichen Masse profitieren», schrieb das Elternmagazin Fritz und Fränzi 2017 und zitierte unter anderem Brenda Volling, Psychologieprofessorin an der University of Michigan: «Väter tendieren dazu, auf eine andere Art mit ihren Kindern zu spielen», so die Forscherin. «Sie spielen tendenziell körperlicher. Kinder lernen eine Menge fürs Leben, wenn sie regelmässig mit ihren Vätern toben. Sie werden selbstbewusster und können besser mit Rückschlägen umgehen, sich besser in der Schule konzentrieren, ihre Gefühle besser regulieren.» Und weiter: «Die meisten Forscher sind überzeugt: Kinder sehnen sich danach zu spüren, wie stark Papa ist, wie gut er die Familie beschützen kann.»

 

Männlichkeit ist nicht toxisch

Obwohl der positive Effekt von Vätern und damit auch von Männlichkeit hinreichend belegt ist, findet in verschiedenen westlichen Ländern gegenwärtig eine Entwicklung statt, die mich nachdenklich stimmt. Während Männlichkeit von den einen als «toxisch» degradiert wird, arbeiten andere auf die komplette Auflösung der Geschlechter hin. Persönlich beobachte ich zum einen eine tiefe Verunsicherung und eine teilweise starke «Feminisierung» der Männer, gleichzeitig aber auch eine gewisse «Vermännlichung» der Frauen. Das ist ein Verlust für alle Beteiligten.

Weiter ist zu bemerken, dass Männlichkeit an sich nicht toxisch, sondern neutral und gute Schöpfung Gottes ist! Es gibt unbestritten toxisches Verhalten – und zwar sowohl bei Männern wie auch bei Frauen. Der Mythos der «gewaltfreien» Frau ist genau das, was das Wort besagt: eine Dichtung. Weiblichkeit wie Männlichkeit gehören zum Schöpfungsdesign. Sie in aufbauender, respektvoller Weise auszuleben, gehört zu den wichtigen Aufgaben der persönlichen Charakterentwicklung. Und – apropos Männer: Jesus, der menschgewordene Gottessohn, hat uns gezeigt, wie geheiligte Männlichkeit aussieht und welche Würde dadurch insbesondere Frauen und Kindern geschenkt wird.

 

Männlichkeit und Väterlichkeit wagen

Dass Männer es wagen, sich auf das Abenteuer Vaterschaft und Väterlichkeit einzulassen, ist für das gesellschaftliche Zusammenleben elementar wichtig. Gottgeprägte Männlichkeit und Väterlichkeit haben gerade auch in unserer Zeit ein immenses Heilungs- und Wiederherstellungspotenzial. Auch wenn Fehlentwicklungen unbedingt angeschaut und aufgearbeitet werden müssen: Lasst uns Männer nicht pauschal der Toxizität bezichtigen, sondern ermutigen wir sie, ihre Männlichkeit und ihre Väterlichkeit mit einem gesunden Selbstbewusstsein in ihre Familien, ihren Beruf, ihr Umfeld und ihre Kirchgemeinden einzubringen.

 

Buchempfehlungen:

Liselotte Ahnert, «Auf die Väter kommt es an. Wie ihr Denken, Fühlen und Handeln unsere Kinder von Anfang an prägen», 2023, Ullstein-Buchverlage.

John Eldredge, «Mach mich stark fürs Leben», 2005, Brunnen-Verlag

Daniel Plassnig und Philipp Karasch, «Träumer, Kämpfer, Gentleman – eine Männerfibel», 2020, Wolff-Verlag

Nancey R. Pearcey, «Der toxische Kampf gegen Männlichkeit. Wie das Christentum die Geschlechter versöhnt», 2024, Betanien-Verlag

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