Mit der rasanten Entwicklung des Internets hat sich die Mediennutzung in allen Altersgruppen grundlegend gewandelt. Kinder und Jugendliche spielen in ihrer Freizeit Online-Videospiele, informieren und vernetzen sich über Social Media und kommunizieren via Handy mit ihren Freunden und Verwandten.
Nicht nur in der Freizeit, sondern auch in der Schule gehören digitale Medien heute zum Alltag. Dank der Verbreitung mobiler, internetfähiger Bildschirmgeräte wie Smartphones, Tablets und Laptops sind digitale Medien fast überall und ständig verfügbar. Für sie ist Medienkompetenz gefragt: Das bedeutet, bewusst und vor allem verantwortungsbewusst mit Medien umzugehen. Dazu gehört das Wissen, wie man seine Bedürfnisse nach Informationen und Unterhaltung mit Medien erfüllen kann, aber auch das Hinterfragen sowohl der Medien als auch des eigenen Medienkonsums. Unterlagen dazu gibt es auf der vom Bund unterstützten nationalen Plattform zur Förderung von Medienkompetenz «Jugend und Medien»1.
Lesen auch bei den Älteren fördern
Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA)2 untersuchte die Mediennutzung in der zweiten Lebenshälfte. Hier die wichtigsten Befunde, zusammengefasst in drei Punkten.
1) Fernsehen und Radio: Ältere konsumieren mehr
Während bei den 42- bis 60-Jährigen der durchschnittliche tägliche Fernsehkonsum bei 2,6 Stunden liegt, sind es bei den Personen im Alter von 76 bis 90 Jahren durchschnittlich 4,1 Stunden pro Tag (inklusive Mediatheken, Streamingdienste). Dies mag daran liegen, dass jüngere Personen im erwerbsfähigen Alter tendenziell weniger Freizeit und damit auch weniger Zeit für den Fernsehkonsum haben.
Eine weitere mögliche Erklärung könnte auch sein, dass mit zunehmendem Alter Mobilitätseinschränkungen auftreten können, die dazu führen, dass die Freizeit eher in der eigenen Wohnung verbracht wird. Auch Seh- oder kognitive Einschränkungen könnten es für ältere Menschen erschweren, Informationen und Unterhaltung in schriftlicher Form zu konsumieren, so dass der Fernsehkonsum in der Konsequenz steigt.
Die Zeit, die täglich mit Radiohören verbracht wird, ist bei den 61- bis 90-Jährigen mit 3 Stunden ebenso etwas höher als bei den 42- bis 60-Jährigen (2,4 Stunden).
2) Bücher und Zeitungen: Ältere lesen drei Bücher mehr pro Jahr
Von einer Krise des Bücherlesens kann zumindest in der zweiten Lebenshälfte keine Rede sein. 2023 lag die in den letzten 12 Monaten durchschnittlich gelesene Anzahl von Büchern insgesamt bei 7,6. Bei den 61- bis 75-Jährigen ist im Jahr 2023 die Zahl gelesener Bücher mit 9,4 signifikant höher als bei den 42- bis 60- Jährigen (6,5 Bücher). Das kann daran liegen, dass die durch den Ruhestand gewonnene Freizeit auch für das Lesen von Büchern genutzt wird.
Mehr als zwei Drittel (68,7 %) der 42- bis 90-Jährigen lesen häufig eine Zeitung, d. h. täglich oder mehrmals die Woche. Differenziert nach Altersgruppen ist zu erkennen, dass insbesondere bei den Ältesten das Medium Zeitung eine hohe Bedeutung hat: Bei den 76- bis 90-Jährigen greifen 79,8 Prozent häufig zur Zeitung, während es bei den 42- bis 60-Jährigen nur 59,9 Prozent sind: Ein Unterschied, der möglicherweise auf ein sich deutlich veränderndes Nutzungsverhalten von Medien hindeutet. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass auch Zeitungen in digitaler Form erfasst wurden. Der Unterschied zwischen den Altersgruppen liegt daher vermutlich nicht an der Art des Zugangs, sondern daran, dass das Medium Zeitung insgesamt bei den Älteren ein höheres Ansehen geniesst.
3) Internet
Knapp 90 Prozent der Befragten in der zweiten Lebenshälfte haben Zugang zum Internet. Dieses an sich erfreuliche Ergebnis differenziert sich nach Alter jedoch deutlich aus. Während fast jede Person, die 42- bis 60-jährig ist, einen Internetanschluss hat, sind es bei den 61- bis 75-Jährigen 90 Prozent und bei den 76- bis 90-Jährigen nur noch 62 Prozent. Auch wenn die Zahl der sogenannten Offliner damit im Vergleich zu früheren Erhebungsjahren deutlich gesunken ist, ist diese Zahl immer noch problematisch, weil vielen älteren Menschen damit der Ausschluss von Teilen des öffentlichen Leben droht.
Wenn Internet verfügbar ist, wird es unterschiedlich intensiv genutzt: 85,0 Prozent der 42- bis 60-Jährigen nutzen es zum Beispiel häufig zur Information wie Nachrichten, Ratgeber-Seiten oder Wikipedia, aber nur 55,0 Prozent der 76-90-Jährigen. 70,7 Prozent der 42- 60-Jährigen nutzen es zum Beispiel häufig zur Unterhaltung wie Musik hören, Filme schauen, Spiele spielen, Fernsehen, aber nur 41,5 Prozent der 76- bis 90-Jährigen.
Fazit
Der Zugang zu und die Nutzung von unterschiedlichen Medien sind ein unerlässlicher Teil unserer Gesellschaft. Medien vermitteln Wissen, befähigen uns, aktuelle Entwicklungen zu beurteilen, dienen der Zerstreuung – und verbinden uns auch dann mit der Welt, wenn wir unsere Wohnung nicht verlassen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Fernsehen insbesondere im höheren Alter eine wichtige Rolle im Alltag spielt. Auch dem Radiohören werden im Schnitt drei Stunden täglich gewidmet. Beide Medien liefern sowohl wichtige Informationen (von Nachrichten bis Ratgeber) als auch Unterhaltung.
Dass Lesen den Erhalt kognitiver Fähigkeiten unterstützt, ist allgemein bekannt. Interessant: Erst seit einigen Jahren wurde erforscht, dass insbesondere das Lesen von Büchern auch eine emotionale Komponente hat. Das so genannte Deep Reading verbindet empathisch mit der Welt. Diese Aspekte können zusammen sogar die Lebenserwartung erhöhen.
Auch mit Daten der deutschen Alterssurvey (DEAS) konnte ein Zusammenhang zwischen Bücherlesen und emotionalem Wohlbefinden, subjektiver Gesundheit und kognitiven Leistungen nachgewiesen werden. Ein guter Grund also, Lesen nicht nur bei den Jüngsten zu fördern.
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