Volkswirtschaft: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Die Bibel gibt keine Anlagetipps. Sie rät nicht, in Wertpapiere, Immobilien, Gold oder andere Sachwerte zu investieren. Warum also versuchen «christliche Finanzexperten», mit Goldkauf-Empfehlungen die trüben Zeiten zu vergolden? «Christliche Finanzexperten» raten seit den 1950-er Jahren Gold und Silber zu kaufen – bevorzugt Münzen, die sie gleich selbst verkaufen. Aktuell finden diese Empfehlungen wieder mehr Beachtung – wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten, geopolitischen Krisen und endzeitlichen Naherwartungen. Grund genug, diese Kaufempfehlungen anhand der Bibel zu prüfen (1).

(Lesezeit: 11 Minuten)

Gold wird in der Bibel nie als Anlageobjekt empfohlen. Im Gegenteil wird davor gewarnt, auf Gold zu vertrauen, es zu vergötzen. Eine besonders illustrative Warnung ist die Geschichte vom «Goldenen Kalb». Es wurde anstelle von Gott angebetet, was Gottes tödlichen Zorn provozierte.

(Bild von Erik auf Pixabay)

Auf Gott vertrauen

Schon der schwerreiche Hiob bezeichnete laut Hiob 31,24–28 das Vertrauen auf Gold als verurteilungswürdige Verleugnung Gottes2:

«Habe ich mein Vertrauen auf Gold gesetzt, das Feingold meine Zuversicht genannt? Habe ich mich gefreut, dass mein Vermögen riesig war, dass meine Hand Gewaltiges schaffte? (...) Dann wäre das eine Schuld, die vor die Richter gehört, dann hätte ich Gott in der Höhe verleugnet.»

Die Aufforderung auf Gott, statt auf Gold zu vertrauen, zieht sich durch das Alte und Neue Testament. Am deutlichsten ist laut Matthäus 6,24 Jesus Christus selbst:

«Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Entweder wird er den einen bevorzugen und den anderen vernachlässigen oder dem einen treu sein und den anderen hintergehen. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen.»

Jesus Christus personifiziert den Begriff «Mammon»3, indem er ihn als Herrn und Konkurrenten Gottes beschreibt. Damit offenbart er Mammon als gefährlichen Götzen, der uns verführen und beherrschen will. Darum warnt die Bibel konkret vor der Liebe zum Geld, vor Gier, Habsucht, Horten und falscher materieller Sicherheit und fordert eindringlich, nur Gott zu vertrauen. Was Gott uns anvertraut hat, sollen wir klug und treu verwalten und zuerst in das Reich Gottes investieren. Schätze sollen wir im Himmel und nicht auf Erden sammeln.

 

Warum (nicht) Gold kaufen?

Wie also begründen die «christlichen Finanzexperten», Gold zu kaufen? Im Folgenden werden die drei wichtigsten Argumente geprüft.

1. Argument: «Gold ist Gottes Währung»

Gold wird von Gott als Bau- und Dekorationsmaterial verwendet, also muss es heilig sein. Weil es von Gott geschaffen ist und ihm gehört, muss es sicher sein. Die «christlichen Finanzexperten» zitieren dazu den Propheten Haggai 2,6–9:

«Denn so spricht Jahwe, der allmächtige Gott: Noch einmal – es dauert nicht mehr lange –, dann werde ich Himmel und Erde, Land und Meer erschüttern und alle Völker erzittern lassen. Dann wird das Begehrenswerte aller Nationen hierher kommen und dieses Haus mit Herrlichkeit füllen. Das sagt Jahwe, der Allmächtige! Denn mir gehört alles Silber und Gold, sagt Jahwe, der Allmächtige. Dieser neue Tempel wird viel herrlicher sein als der alte, spricht Jahwe, der Allmächtige.»

Die aus dem Exil zurückgekehrten Israeliten sind traurig über den – im Vergleich zum ersten Tempel von Salomon – armseligen zweiten Tempel. Doch Gott tröstet sie, indem er klar macht, dass er kein Gold und Silber braucht, weil ihm sowieso alles gehört. Damit sind diese Worte genau das Gegenteil einer Aufforderung, Gold und Silber zu kaufen.

2. Argument: «Gold schützt in der Endzeit»

Christen brauchen in schlimmen Zeiten ein alternatives Zahlungsmittel wie Gold. Die «christlichen Finanzexperten» zitieren dazu gerne eine biblische Beschreibung der letzten sieben Jahre der Endzeit, die so genannte «Grosse Trübsal», und beziehen sich dabei auf Offenbarung 13,17:

«Ohne dieses Kennzeichen – das war der Name des Tieres beziehungsweise die Zahl seines Namens – würde niemand mehr etwas kaufen oder verkaufen können.»

Man muss also die Herrschaft des Antichristen anerkennen, um wirtschaftlich handeln zu können, unabhängig davon, welches Zahlungsmittel man hat. Darum nützen Goldkäufe nichts.

3. Argument: Gold ist krisensicher

Gold gilt als sichere Anlage, weil der Goldpreis in unsicheren Zeiten wie bei Inflation, in Krisen und Kriegen steigt. Das stimmt manchmal, aber die Fakten zeigen auch phasenweise grosse Wertverluste und vor allem eine langfristig deutlich tiefere Rendite von Gold. Dabei sollten zwei Dinge beachtet werden.

Einmal: Gold ist ökonomisch steril. Es schüttet keine Zinsen oder Dividenden aus. Goldkäufe binden finanzielle Ressourcen unproduktiv – allenfalls über Jahrzehnte. Das widerspricht den biblischen Idealen einer klugen Verwalterschaft, die nach dem Prinzip von Saat und Ernte funktioniert.  

Zum Zweiten: Gold ist ein Spekulationsobjekt. Es wird nur gekauft, um es ohne eigene Leistungen teurer verkaufen zu können. Vor dieser Art von Gewinnstreben ohne Arbeit warnt die Bibel deutlich4.  

Zudem ist Gold auch für die persönliche Krisenvorsorge nicht geeignet. Dies aus drei Gründen.

Erstens: Gold braucht funktionierende Märkte. Damit Gold in echten Krisen- und Kriegszeiten verwendet werden kann, braucht es Vertrauen in seine Echtheit, die Bereitschaft, es einzutauschen, die Möglichkeit es (physisch) zu teilen und die Kenntnis seines Wertes, zum Beispiel gemessen im Gegenwert von Kartoffeln.

Zweitens: Gold kann man nicht essen. Wenn Menschen hungern, brauchen sie Nahrung. Darum ist ein Natural-Tauschhandel wahrscheinlich erfolgreicher als «Goldbarren gegen Kartoffeln».

Und schliesslich: Gold kann lebensgefährlich sein. Aufgrund eines neuen Gesetzes mussten Juden in Deutschland ab 1938 Gold und Silber zwangsweise abgeben. Es kam zu willkürlichen Durchsuchungen, Plünderungen, Enteignungen und gewalttätigem Raub: Gold wurde auch aus Zähnen und Mägen gestohlen.

Zum Schluss noch eine deutliche Warnung gegen das Horten von Gold, die sich in Jakobus 5,1-3 findet.

«Nun zu euch, ihr Reichen. Weint und klagt über das Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum wird dann verfault und eure Kleidung ein Frass für die Motten geworden sein. Euer Gold und Silber wird verrostet sein, und dieser Rost wird euch anklagen und euer Fleisch wie Feuer fressen. Selbst in diesen Tagen des Endes habt ihr Reichtümer gehortet.»

 

Reichtum soll nicht der persönlichen Bereicherung dienen

Wer sich auf Mammon statt auf Gott verlässt, wird bitter enttäuscht und gerichtet werden. Jakobus 5 nennt vier Gründe:

1) Reichtum ist nutzlos

Jakobus betont dies dreifach: verfault, gefressen, verrostet. Weil Gold nicht rostet, ist diese Warnung noch eindrücklicher.

2) Reichtum ist ein Ankläger

Gehorteter Besitz ist ein quantifizierbarer Beweis für das fehlende Vertrauen auf Gott. Er wird zum Ankläger vor Gottes Gericht.

3) Reiche werden gerichtet

Jakobus verwendet zur klaren Warnung die Gerichtssprache alttestamentlicher Propheten und von Jesus Christus: Weinen, Heulen und Feuer.

4) Reichtum gehört in das Reich Gottes

Der Hinweis von Jakobus auf «die letzten Tage» macht die Warnung für uns heute besonders ernst. Wir sollen – in Erwartung der immer näherkommenden Wiederkunft Christi – in das Reich Gottes, nicht in die falsche eigene Sicherheit investieren.

Die «christlichen Finanzexperten» missbrauchen mit ihren Goldkauf-Empfehlungen biblische Aussagen, einerseits für ihre eigenen wirtschaftlichen Ziele. Andererseits – und das ist das wahre, das geistliche Problem – verführen sie Christen, auf Mammon statt auf Gott zu vertrauen. Das ist nichts anderes als moderner Götzendienst.

 

Investieren in das Reich Gottes

Jesus Christus gibt eine klare Antwort auf die Frage, in was Christen ihre Ressourcen – gemeint ist immer Geld, Lebenszeit, Energie und Fähigkeiten – investieren sollen.

In Matthäus 6,19–21 heisst es

«Sammelt euch keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten und Rost sie zerfressen oder Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch lieber Schätze im Himmel, wo sie weder von Motten noch von Rost zerstört werden können und auch vor Dieben sicher sind. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.»

Christen sollen in das investieren, was ihnen im Herzen wichtig ist, in das sie Vertrauen haben, wo sie Wachstum sehen wollen. Gleichzeitig warnt Jesus davor, dass Investitionen das Herz binden. Darum kommt es beim Investieren auf die Gesinnung an. Diese soll laut Matthäus 6,33 klar auf das Himmlische ausgerichtet sein:

«Euch soll es zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird er euch alles Übrige dazugeben.»

Christen sollen in Gottes Reich investieren – auch, weil das mit einem göttlichen Versorgungsversprechen verbunden ist. Konkret könnten Christen sich und ihre Ressourcen wie folgt investieren (Prioritäten gemäss der persönlichen Herzensanliegen und Möglichkeiten):

1) Mission

Evangelistische Projekte, christliche Medien oder Gemeindegründungen.

2) Diakonie

Unterstützung, Hilfe zur Selbsthilfe bei den Schwächsten, immer verbunden mit der Verkündigung von Gottes Wort.

3) Soziale Unternehmen

Solche, die wirtschaftlich erfolgreich sind, aber nicht Gewinnmaximierung, sondern Ressourcen- bzw. Nutzenmaximierung für Gott und die Menschen anstreben.

4) Einzelne Menschen

Menschen, die sich teil- oder vollzeitlich für das Reich Gottes engagieren wollen.

Als Verwalter, die nichts mitgebracht haben und nichts mitnehmen können, sind Christen Gott gegenüber verantwortlich, klug und treu in das zu investieren, was seinem Willen entspricht.

 

1 Weil es sprachlich einfacher ist, wird im weiteren Verlauf immer nur das Gold erwähnt, stellvertretend für andere Edelmetalle, Anlagemöglichkeiten oder ganz allgemein das Geld.

2 Alle Bibelzitate stammen aus der «Neuen evangelistischen Übersetzung»

3 Das Wort «Mammon» stammt aus dem Aramäischen und bedeutet Besitz, Reichtum, Vermögen. Das Wort wird von «vertrauen» oder «sich verlassen auf» abgeleitet.

4 Sprüche 28,20; Sprüche 13,11; Prediger 5,9; 1. Timotheus 6,9–10; Matthäus 6,19–20; Lukas 12,19–21

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