Mann/Frau/Familie: Sexualität in der Bibel 

Unsere Glaubens-Überzeugungen bauen auf dem Fundament auf, auf dem wir stehen. Für mich gilt, was Paulus sagt: Ein anderes Fundament kann niemand legen als das, welches gelegt ist: Jesus Christus (1). Falls das, liebe Leserin, lieber Leser, auch Ihr Fundament ist, werden meine Gedanken Sie ansprechen.

(Lesezeit: 9 Minuten)

Die wichtigsten Bausteine dieses Fundamentes

Gott ist unser Schöpfer; er hat den Menschen sich ähnlich geschaffen. Er kennt ihn und weiss, was ihm gut tut und ihn aufbaut und was ihm schadet und seine Beziehungen zerstört. Die menschliche Natur hat sich in der Zeit seit dem Alten Testament bis heute nicht geändert.

Die Bibel ist das für jede Kultur und jede Zeit gültige Wort Gottes2. Sie bringt die Wahrheit über Gott und über den Menschen zum Ausdruck. Wer sie ernsthaft verstehen will, um sie zu tun, dem schliesst der Heilige Geist sie auf.

Gott ist Liebe3; er will das Beste für sein Geschöpf. In seinem Wort gibt er uns seinen für alle Zeit gültigen Rat, unabhängig von kulturellen Gegebenheiten und sich ändernden Werten. Gott ermutigt uns, das Gute zu wählen4; aber er lässt uns frei. Wir können auch das wählen, was uns Not schaffen wird.

Gott lieben, das ist das erste Gebot. Bei Jesus sehen wir, was das bedeutet: Es ist unsere freie Entscheidung, ihm in allem zu vertrauen und sich ihm und seinem Rat zu unterordnen.

Wer sich entschliesst, Jesus Christus nachzufolgen, stellt sein Leben auf dieses Fundament. Mein Psychologiestudium, meine Erfahrungen im Begleiten von Menschen und ein langes Leben haben mich in dieser Wahl bestärkt. Dazu stehe ich auch heute noch.

 

Sex ist kein primäres Bedürfnis

Und nun: Was lässt sich in der Bibel erkennen über Gottes Ordnung und Rat zur sexuellen Beziehung von Mann und Frau und zum Stellenwert der Sexualität für den Menschen?

Gott hat beschlossen, dass sein Sohn unverheiratet bleiben und keine sexuelle Beziehung haben würde. Die sexuelle Befriedigung gehört also nicht zu den primären Bedürfnissen wie Hunger und Durst, die unbedingt gestillt werden müssen. Unsere sexuellen Impulse sind unserem Willen unterstellt; für den Umgang mit ihnen sind wir vor Gott verantwortlich. Trotz seiner sexuellen Enthaltsamkeit war Jesus eine ganze, voll entfaltete Person.

 

Die sexuelle Beziehung gehört in den Bund der Ehe

In Gottes Ordnung ist die Ehe der einzig passende Ort, wo die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau gelebt werden kann. Es geht dabei um mehr als um Spass, Befriedigung und Prokreation: Die sexuelle Vereinigung soll Ausdruck der ehelichen Liebe sein. Dies macht der Begriff klar, der von Anfang an dafür verwendet wird: Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger5. Erkennen bedeutet mit dem Herzen verstehen, uneingeschränkten Anteil an seiner Person geben und bekommen. Es ist die vollständigste und tiefste Begegnung und Hingabe, die zwischen Mann und Frau möglich ist. Jesus sagt dazu: Sie sind nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Fleisch6.

Das entspricht dem biblischen Verständnis der Ehe als Bund: Gott selber stiftet ihn und ist der wichtigste Bundespartner; er fügt die Partner zu einer Einheit zusammen7. Der Ehebund beginnt mit einem öffentlichen Akt und einem gegenseitigen Treue-Versprechen, das vor Zeugen abgelegt wird. Er gilt, bis der Tod uns scheidet; es gibt keine Rückzugsklausel. Im Schutzraum dieses Bundes soll das Paar seine einmalig gestaltete sexuelle Beziehung zur Freude beider Partner entdecken und leben lernen.

 

Was ist für uns gut?

In dem, was Gott uns rät, geht es um diese in Liebe gelebte Beziehung8 und nicht darum, was man darf und was nicht. Wenn mir in den Gesprächen diese Frage gestellt wurde, habe ich jeweils geantwortet: «Eigentlich wissen sie, was für sie und ihr Gegenüber gut ist, und was nicht. Sind sie bereit, sich der Frage zu stellen, weshalb sie das nicht tun wollen?» Und dann kamen wir auf die Grundhaltung in den Beziehungen zu sprechen: in der persönlichen Beziehung zu Gott – vertraue ich ihm und seinem Rat?, zum Gegenüber – liebe und respektiere ich es wirklich, oder fordere ich meine «Rechte» ein? und in die zu mir selber – kann ich mit meinen Wünschen und Bedürfnissen verantwortungsvoll umgehen?

(Bild von Vanesa auf Pixabay)

Für die sexuelle Beziehung gilt Gottes Ergänzungsprinzip. Sie ist ein wichtiges Lernfeld für den Umgang mit der Andersartigkeit von Mann und Frau. Wenn wir die Entfaltung der ehelichen Sexualität zum gemeinsamen Projekt machen, lernen wir, offen über unser Erleben und unsere Wünsche zu sprechen und gemeinsame Wege zu finden. Wo wir nicht weiter wissen, können wir Gott im hörenden Gebet miteinander um Rat bitten und dann die nötigen Entscheidungen treffen.

 

Ungute Bindungen

Paulus drückt Gottes Willen für den Bereich der Sexualität sehr klar aus: «Das nämlich ist der Wille Gottes ...: dass ihr euch fernhaltet von der Unzucht9.» Eine vor oder ausserhalb der Ehe gelebte sexuelle Beziehung ist Unzucht, denn bei jedem Beischlaf vollzieht sich, wie ein Naturgesetz, ein unkontrollierbares Anteil-Geben und -Bekommen an der ganzen Person des Partners, das Zusammenwachsen zu einem Fleisch; das gilt auch für den Verkehr mit einer Dirne10.

Gottes Liebe will uns vor den belastenden Folgen eines unerwünschten Eins-Werdens bewahren und uns, falls nötig, in seine Ordnung zurückführen. Betrifft Sie das Thema Unzucht, liebe Leserin, lieber Leser? An welchen Personen haben Sie ungewollt Anteil? Sehen Sie die Folgen in Ihrem Leben? Dann sollten Sie Gottes Hilfe annehmen, diese Ereignisse aufarbeiten und die unguten Bindungen lösen.

 

Voreheliche Verstrickungen

Auch aus dem vorehelichen Geschlechtsverkehr eines Paares können Verstrickungen und Nöte entstehen, welche die Entfaltung der Beziehung hindern. Hier einige Beispiele:

Verzicht auf Sexualität als Druckmittel

Der junge Mann hatte seiner neuen Freundin klar gemacht, dass er mit dem Geschlechtsverkehr warten möchte bis zur Hochzeit. Das war für sie ein grosser Verzicht. Sie willigte zwar ein, benutzte ihr Nachgeben aber immer wieder als Druckmittel, um ihre Wünsche in anderen Bereichen durchzusetzen. Das wurde für den jungen Mann so belastend, dass er die Beziehung abbrach.

Sexualität als Köder

Das junge Paar meldete sich wegen Schwierigkeiten in der Sexualität. Als sie ihre Situation schilderten, zeigte sich die eigenartige Situation, dass es vor der Ehe bestens «geklappt» hatte – sie hatten es «ausprobieren» wollen –, nun aber gar nichts mehr lief. Beim Bearbeiten der vorehelichen Beziehung gestand die junge Ehefrau ein, dass sie ihren Mann mit der Sexualität gewinnen und an sich binden wollte; sie hatte manchmal auch etwas «vorgespielt». Nun, da sie ihn «besass», war ihr die sexuelle Beziehung nur noch eine Last. Das brauchte Aufarbeitung und einen Neustart.

Eine Schwangerschaft

Die Freundin des Theologiestudenten wurde ungewollt schwanger. Statt das Geschehene mit Gott zu bereinigen, um frei, ehrlich und geordnet in die Ehe eintreten zu können, geriet er in Panik. Er fürchtete sich vor der Schande und heiratete seine Freundin so rasch wie möglich standesamtlich. Es blieb ihr einziges Kind. Die Ehe war nicht sehr glücklich. Der junge Theologe erlitt Schiffbruch im Glauben.

 

Tipp: Voreheliche Beziehungen bereinigen

Mehrere Ehepaare, die ich begleitet habe, wurden sich der belastenden Auswirkungen ihrer vorehelichen sexuellen Beziehung bewusst und wollten diese klären und bereinigen. Im geschützten Rahmen der Gespräche konnten sie einander sagen, was sie an der Haltung des andern verletzt hatte. Sie fanden auch den Mut, sich selber und dem Partner ihre selbstsüchtigen Motive, die mangelnde Selbstbeherrschung und ihre Lieblosigkeit einzugestehen. Sie bekannten Gott ihre Schuld und empfingen dafür Vergebung11. Als sie sich auch gegenseitig verziehen hatten, beteten wir für die Freisetzung von den belastenden Konsequenzen ihres damaligen Verhaltens. Welch befreiende Erfahrung für diese Paare, in ihrer sexuellen Beziehung einen Neuanfang erleben zu können.

 

1 1. Korinther 3,11

2 vgl. Matthäus 5,18

3 1. Johannes 4,16

4 vgl. in 5. Mose 30,19

5 1. Mose 4,1 (Luther)

6 Matthäus 19,6

7 vgl. Markus 10,6-9

8 vgl. z.B. 1. Petrus 3,7

9 1. Thessalonicher 4,3

10 1. Korinther 6,16

11 vgl. 1. Johannes 1,9

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