Schütten wir das Kind nicht mit dem Bade aus! – Vom Wert der Institutionen 

Es überrascht und betrübt mich immer wieder, mit welcher Schärfe manche Christen nationale oder internationale politische Institutionen kritisieren. Natürlich dürfen und sollen wir als Christen unseren kritischen Verstand gebrauchen und Dinge hinterfragen. Aber pauschale Verurteilungen von Gerichten, internationalen Organisationen oder breit abgestützten Vereinbarungen – das entspricht nicht dem, wozu wir berufen sind.

(Lesezeit: 5 Minuten)

Zum angesprochenen Thema sehe ich drei biblische Prinzipien, die wir beachten sollten.

Die UNO in Wien (Bild von Julius Silver auf Pixabay)

 

Drei biblische Prinzpien

1) Gott hat politische Institutionen eingesetzt, um das Böse in Schranken zu halten.

Das schreibt Paulus in Römer 13, und zwar zu einer Zeit, als das Römische Reich alles andere als christlich war! Viele unserer heutigen Institutionen sind hingegen von christlichen Werten geprägt, welche die westliche Welt über Jahrhunderte geformt haben. Deshalb: Beten wir gemäss 1. Timotheus 2 für unsere Regierungen und Institutionen! Engagieren wir uns, wo immer möglich, und seien wir dankbar für den Rechtsstaat, der das Böse bremst und uns vor Chaos, Unsicherheit und Willkür schützt!

2) Staat und Kirche haben unterschiedliche Aufgaben.

Der Staat sorgt für Ordnung, Sicherheit und ein friedliches Zusammenleben. Die Kirche verkündet das Evangelium und lädt zur Nachfolge Jesu ein. Sie bewirkt durch den Heiligen Geist die Veränderung der Herzen – eine Aufgabe, die der Staat niemals übernehmen kann und soll.

3) Unsere Hoffnung ruht auf Gottes Reich.

Kein irdisches System kann uns den vollkommenen Frieden bringen, den Jesus Christus verspricht. Weder die UNO noch die EU sind «Erlöser». Wir müssen wachsam bleiben gegenüber jeder Form von Totalitarismus und Machtmissbrauch.

 

Ein differenzierter Blick ist gefragt

Aus den genannten biblischen Prinzipien ergeben sich wichtige Schlussfolgerungen für unseren Umgang mit politischen Institutionen – seien es nun die UNO, die Weltgesundheitsorganisation (WHO), das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte oder unsere eigenen Behörden in der Schweiz.

Keine dieser Institutionen ist perfekt. Es wäre falsch, ihnen blind zu vertrauen und Kritik zu unterlassen. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht vergessen, dass sie eine wichtige Funktion erfüllen. Sie dienen als Bollwerk gegen das Böse und setzen sich oft aktiv für das Gute ein.

Die UNO beispielsweise wurde gegründet, um den Frieden zwischen den Nationen zu fördern und die internationale Zusammenarbeit zu stärken. Aus ihr ging die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hervor, die als ein säkularisiertes Erbe christlicher Werte betrachtet werden kann. Die WHO wiederum setzt sich weltweit für die Gesundheit der Menschen ein, fördert die globale Sicherheit und hilft besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Die UNRWA leistet wichtige Hilfe für palästinensische Flüchtlinge. Und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat mit seinen Urteilen – unter anderem im Bereich der Religionsfreiheit – viele wertvolle Beiträge für den Schutz der Menschenrechte geleistet.

Ich bin überzeugt, dass wir uns hinsichtlich der positiven Auswirkungen dieser Institutionen auf unser Leben und das unserer Mitmenschen oft nicht genügend bewusst sind. Sie verdienen unsere Anerkennung, unsere Unterstützung und unser Gebet. Natürlich gibt es immer wieder einzelne Menschen innerhalb dieser Institutionen, welche ihre hilfreichen Aufgaben gefährden, weil sie ihre Verantwortung innerhalb der Organisation nicht wahrnehmen oder ihre Funktion für eigene Zwecke instrumentalisieren.

Deshalb plädiere ich für einen differenzierten Blick auf nationale und internationale politische Institutionen. Verfallen wir weder in eine naive Verklärung noch in einen übertriebenen Pessimismus. Seien wir dankbar für die wichtige Rolle, welche diese Institutionen in unserer Welt spielen, und beten wir für die Menschen, die in diesen Organisationen arbeiten – in Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi, des wirklichen und endgültigen Friedensfürsten.

 

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Kommentare

Felix Ruther schreibt
am 2. Dezember 2024
Danke Marc für deinen Beitrag - hier bei INSIST. Vor allem aber grossen Dank für deinen Beitrag in Bern.
Blib gsägnet Felix