Bibel: Die Stiftshütte im Licht Christi (1. Teil)

Unser Autor zeigt im ersten, längeren Teil seines Beitrages, wie wir aus der alttestamentlichen Stiftshütte Erkenntnisse über Jesus Christus und die Kirche ableiten können. Aus den Bereichen Vorhof, Heiligtum und Allerheiligstes lassen sich unterschiedliche Erkenntnisse gewinnen, die unsern persönlichen Glauben und das Verständnis der heutigen Kirche bereichern können.

(Lesezeit: 29 Minuten)

Wenn1 wir die tiefgreifende Symbolik und die spirituelle Bedeutung der Stiftshütte erforschen, eröffnen sich uns wertvolle Erkenntnisse über die Person und das Werk Christi und über die Kirche. Nach ein paar einführenden Gedanken werden wir uns die Stiftshütte mit ihren Gegenständen gemäss ihren drei Bereichen – dem Vorhof, dem Heiligtum und dem Allerheiligsten – anschauen.

Plan der Stiftshütte (Quelle: siehe Anhang)

Christozentrischer Ansatz: Die Stiftshütte im Licht Christi

Es ist faszinierend, wie viel wir über Christus, uns selbst und die Kirche lernen können, wenn wir uns genauer mit der Stiftshütte befassen. Dies sollte jedoch nicht überraschen, da Jesus die Autorität der alttestamentlichen Schriften bestätigt hat. Er hat ja versichert, dass alles, was im Gesetz und in den Propheten über ihn geschrieben steht, erfüllt werden würde, und dass er nicht gekommen sei, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen2. Während seines irdischen Dienstes legte er seinen Jüngern nahe, ihre lehrmässige Erkenntnis aus beiden Testamentsquellen zu schöpfen. In Matthäus 13,52 sagte Jesus dementsprechend: «Daher gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.»

Nach seiner Auferstehung erschien Jesus den Jüngern mehrmals während seinen letzten 40 Tagen auf Erden. Im Lukasevangelium wird berichtet, wie er ihnen den Verstand öffnete, damit sie die biblischen Schriften (Tanakh) im Licht von Christus und seiner Auferstehung verstehen konnten3. Daher sollten auch wir die alttestamentlichen Schriften im Lichte von Jesu’ Leben und Werk  lesen und interpretieren. Deshalb habe ich bei der Interpretation der Stiftshütte einen christozentrischen Ansatz gewählt.

 

Die Stiftshütte als Abbild einer grösseren Wirklichkeit

Die Heilige Schrift lehrt uns, dass Moses angewiesen wurde, Gottes detaillierte Anweisungen bezüglich der Stiftshütte sorgfältig zu befolgen, weil das irdische Heiligtum ein Schatten und eine Nachahmung der himmlischen Wirklichkeit sei4. In der Stiftshütte gibt es deshalb viele symbolische Verweise, die auf die Offenbarung Christi oder auf die himmlische Realität vorausdeuten. Ein Beispiel dafür sind die Cherubim, die in Hesekiels himmlischer Vision eng mit Gottes Gegenwart verbunden werden5. Dies findet seine Entsprechung in der irdischen Kopie der Cherubim, die auf dem Deckel, dem Gnadenthron der Bundeslade standen.

Es ist erstaunlich, wie präzise und ausführlich die Anleitungen für den Bau der Stiftshütte waren, die Gott Moses am Berg Sinai gegeben hatte. Während die Schöpfungserzählung6 etwa 352 hebräische Wörter umfasst, ist der Text, der sich auf die Stiftshütte bezieht, viel länger und umfasst etwa 2768 hebräische Wörter. Er besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil ist eine Beschreibung der Stiftshütte7, die etwa 1687 hebräische Wörter umfasst; der zweite Teil behandelt den Bau der Stiftshütte8 und umfasst etwa 2768 hebräische Wörter. Die Länge des Textes lässt darauf schliessen, dass die Stiftshütte für die Israeliten von tiefgreifender Bedeutung war. Der Text über die Stiftshütte ist damit etwa 12-mal länger als der Schöpfungsbericht9. Die Zahl 12 wird oft als Symbol für göttliche Vollkommenheit betrachtet. Dies weist darauf hin, dass die irdische Schöpfung vergänglich ist, während die Stiftshütte auf eine vollkommene und ewige göttliche Wirklichkeit im Himmel hinweist.

Weiterhin ist bemerkenswert, dass die beiden erwähnten Textteile, die sich mit der Stiftshütte befassen, in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Die beiden Teile entsprechen dem goldenen Schnitt gemäss dem Zahlenverhältnis von Fibonacci10. Das Fibonacci-Verhältnis hat die Architektur und die Kunst seit dem Mittelalter auf der Suche nach Vollkommenheit und Schönheit beeinflusst. Dass die beiden Texte dem Fibonacci Verhältnis entsprechen, deutet auf die göttliche Vollkommenheit und zeitlose Schönheit der Stiftshütte hin, die wiederum eine Darstellung der ewigen Stiftshütte im Himmel ist.

 

Die Stiftshütte als Schatten oder Bild der Wirklichkeit Christi

Die Stiftshütte fand seine Erfüllung und Offenbarung in Christus, der gemäss Johannes 1,14 in Anlehnung an die Stiftshütte unter uns «sein Zelt hatte»: «Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns11; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.» Nach dem Pfingstfest und der Ausgiessung des Heiligen Geistes wurde die Stiftshütte auch ein Sinnbild der Kirche. Laut den Aussagen des Apostels Paulus sind die einzelnen Gläubigen wie Tempel Gottes, in denen der Heilige Geist wohnt12, und sie werden als lebendige Steine zu einem lebendigen Haus erbaut13.

Die Stiftshütte als Bild des erlösenden Wirkens von Christus – oder der Umkehrung der Vertreibung aus dem Garten Eden

Nach dem Sündenfall wurden die Menschen aus der Gegenwart Gottes vertrieben und in eine vom Tod durchdrungene Welt verbannt, was zum Verlust des ewigen Lebens führte. Die Stiftshütte diente in der Folge als Darstellung der Umkehrung dieses Fluches und offenbarte den Menschen den Weg zurück in die Gegenwart Gottes. Auch in Christus wurde den Gläubigen der Zugang zu Gott und seinem Geist wieder ermöglicht: durch die Verbindung mit Gott, der Quelle des Lebens, erlangt man ewiges Leben.

In 1. Mose 3,1514 kündigt Gott den endgültigen Triumph des Guten über das Böse und die Erlösung durch einen zukünftigen Nachkommen an. Diese Verheissung ist ein erster Vorbote des Evangeliums und wird als Protoevangelium bezeichnet. Dieses Versprechen weist auf Christus hin, der das Böse durch seinen Tod und sein Leiden am Kreuz besiegt hat und somit die Erlösung für jene ermöglicht, die an ihn glauben. Nach der Verbannung von Adam und Eva, wurden Cherubim15 im Osten am Eingang zum Garten Eden platziert, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen16. Es ist also kein Zufall, dass der Eingang zur Stiftshütte im Osten platziert war17 und dass der Vorhang vor dem Allerheiligsten mit Cherubim bestickt war.

 

Beginn und Geschichte der Stiftshütte

Auf dem Berg Sinai erteilte der Herr Moses detaillierte Anweisungen zum Bau einer transportablen Stätte des Heiligtums, die während der Wanderung der Israeliten in der Wüste als Ort der Anbetung und als Wohnstätte Gottes dienen sollte. Das Heiligtum war ein Mittel, um Vergebung zu erlangen, göttliche Führung zu suchen, den Segen zu empfangen und Gemeinschaft mit dem Herrn zu erfahren, um so eine tiefe Beziehung zu Gott pflegen zu können.

Das Heiligtum nahm eine zentrale Position im israelitischen Lager ein. Es war umgeben von den Zelten der zwölf Stämme, die sich in einer bestimmten Formation um das Zelt gruppierten. Die Stiftshütte war in drei Hauptteile gegliedert, die durch Tücher oder Vorhänge voneinander abgetrennt waren: den äusseren Vorhof, das Heiligtum und das Allerheiligste. Im Allerheiligsten befand sich die Bundeslade, die Gottes Gnadenthron repräsentierte. Die Priester führten im Heiligtum verschiedene Rituale und Opfer durch, um Vergebung für Sünden zu erlangen und die Gegenwart Gottes zu suchen. Einmal im Jahr betrat der Hohepriester am Versöhnungstag (Yom Kippur) das Allerheiligste, um Sühne für die Sünden des Volkes zu leisten.

Nachdem die Israeliten das verheissene Land besiedelt hatten, errichtete König Salomo den ersten Tempel in Jerusalem. Dieser ersetzte das mobile Heiligtum und beherbergte die Bundeslade dauerhaft. Dies war eine Erfüllung der Verheissung, die David von Gott erhalten hatte18. Der Tempel Salomos wurde im Jahr 586 v. Chr. von den Babyloniern zerstört, und zu dieser Zeit wurden die Israeliten ins Exil vertrieben. Fünfzig Jahre später, während der persischen Ära, erliess König Kyros der Grosse einen Erlass, der den Israeliten erlaubte, in ihre Heimat zurückzukehren und ihren Tempel wieder aufzubauen. Nach zwanzig Jahren des Wiederaufbaus wurde im Jahr 516 v. Chr. (70 Jahre nach dem Exil) der Zweite Tempel Gott geweiht. Serubbabel, Haggai und Sacharja waren bedeutende Propheten während dieser Zeit des Wiederaufbaus. Die Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahr 70 n. Chr. war das Ergebnis anhaltender und eskalierender Konflikte zwischen dem Römischen Reich und dem jüdischen Volk. Sie wurde unter der Führung von General Titus während des Ersten Jüdisch-Römischen Krieges durchgeführt, als Jerusalem belagert, erobert und schliesslich zerstört wurde. Der Tempel spielte eine zentrale Rolle im jüdischen Kult, in der Wirtschaft und im sozialen Leben, und seine Zerstörung markierte den Beginn des rabbinischen Judentums.

Betrachten wir nun in einem nächsten Schritt einzelne Gegenstände in der Stiftshütte.

 

Der äussere Vorhof

Im Vorhof wurden von den Priestern alle zeremoniellen Handlungen vollzogen, mit Ausnahme des Opferns der Tiere. Die Israeliten, die ein Opfer darbrachten, töteten die Tiere selbst, was darauf hinweist, dass Christus durch die Hand sündiger Menschen sterben würde.

 

Die äussere Umzäunung

Der äussere Umfang der Stiftshütte bestand aus einem Zaun aus feinen Leinentüchern, die von 60 grossen Pfosten gehalten wurden. Dadurch wurde die Trennung des alltäglichen Raums ausserhalb der Stiftshütte vom heiligen Raum im Inneren markiert. Das feine Leinen repräsentierte Gerechtigkeit und Heiligkeit, die wir geschenkt erhalten, wenn wir uns mit Gott versöhnen19. Das Material wurde aus der fein gewebten Pflanzenfaser Flachs hergestellt. Neben dem Zaun wurde das Material auch für die Vorhänge in der Stiftshütte, für die priesterlichen Gewänder und die Bedeckungen für die Tempelausstattung verwendet20.

Da das Leinen gewebt war, können wir annehmen, dass das Material eine gewisse Lichtdurchlässigkeit aufwies. Dies zeigt, dass Gottes erlösendes Werk innerhalb der Stiftshütte nicht vollständig vor der äusseren Welt verborgen bleiben sollte.

Das Gleichnis von der verborgenen Perle zeigt, dass das Königreich Gottes verborgen ist. Auch Jesus verschlüsselte seine Lehren in Gleichnissen, um die Geheimnisse des Reiches Gottes sorgfältig und bedacht freizugeben. In seinen Begegnungen mit den religiösen Führern jener Zeit behielt Jesus gewisse Dinge geheim, um die Perlen der Wahrheit zu schützen21. Jesus ermutigte die Gläubigen, die Wahrheit zu suchen. Wenn wir den Herrn suchen, ihn bitten und bei ihm anklopfen, dann werde uns das verborgene Reich Gottes offenbart22. Die Aktivitäten innerhalb der Stiftshütte waren für Aussenstehende durch die Leinentücher nur skizzenhaft wahrnehmbar23.

 

Das Tor

Die Stiftshütte hatte ein einziges Tor, das sich an der östlichen Seite befand24. Jesus erklärte in mindestens drei seiner «Ich-bin-Worte» im Johannesevangelium, dass er die Verkörperung dessen sei, wofür dieses Tor steht. Erstens beansprucht Jesus, die Auferstehung und das Leben zu sein. Das Tor des Heiligtums befand sich auf der Ostseite, was auf die Auferstehung hinweist, da die Sonne im Osten aufgeht25. Es deutet somit auf Christus, der die Auferstehung und das Leben ist26. Genauso wie die Stiftshütte nur einen Eingang hat, behauptet Jesus zweitens, dass er der einzige Weg zu einer versöhnten Beziehung mit Gott sei27. Drittens beansprucht Jesus, die Tür28 zum Leben29 zu sein, genauso wie das Tor zum Heiligtum der Stiftshütte der Anfang eines Weges zu einem neuen Leben in Gemeinschaft mit Gott war.

Auch die vier Säulen, welche den Vorhang zum Vorhof tragen, deuten auf Christus hin. Die Zahl «vier» wird oft mit der Schöpfung in Verbindung gebracht30. Christus hat die ganze Schöpfung mit Gott versöhnt31. Die vier Säulen wurden aus Akazienholz gefertigt und mit Gold32 überzogen, was gemäss Garretts Interpretation die zweifache Natur Christi33 symbolisiert. Die goldene Verkleidung repräsentiert seine unvergängliche und göttliche Natur, während die bronzenen Füsse der Säulen darauf hinweisen, dass Christus trotz seiner Sündlosigkeit in einer von Sünde befleckten Welt lebte.

Der Vorhang war wie erwähnt aus Leinen gefertigt und zusätzlich mit blauen, purpurnen und scharlachroten Fäden verziert, auf denen Cherubim abgebildet waren. Die Cherubim erinnerten daran, dass jeder Schritt auf dem erlösenden Weg in der Stiftshütte unter Gottes Schutz stand. Nur Gott selbst konnte den Vorhang öffnen und den nächsten Schritt in seine Gegenwart verschaffen. Das Blau im Vorhang erinnerte an den Himmel und stand für Gottes Transzendenz, seine Wahrheit und für das Gesetz. Purpur, eine Farbe, die aus Drüsensekreten der Purpurschnecke gewonnen wurde, war in der Antike eine sehr teure, seltene und königliche Farbe. Das Scharlach im Vorhang war leuchtend rot und weckte Assoziationen zu Blut und Opfer. Diese drei Farben symbolisierten bereits Christus, den vermittelnden Hohepriester, der das Gesetz erfüllt (blau), den ewigen König, dem alle Autorität gegeben ist (purpur) und das Lamm Gottes, das als Lösegeld für viele gegeben wurde (scharlachrot).

 

Der bronzene Altar

Das erste, was der Gläubige sah, wenn er durch das Tor der Stiftshütte eintrat, war der bronzene Altar. Der Altar diente als zentraler Punkt für verschiedene Opfer und war der einzige Ort, an dem das gewöhnliche Volk an den zeremoniellen Aktivitäten teilnehmen durfte. Hier brachten die Gläubigen ihre Hingabe zum Ausdruck. Hier war der Ort der Reue und Wiedergutmachung, der Gemeinschaft und Anbetung vor Gott. Das gilt auch für uns: Wenn wir vor Gott kommen, dann schenken wir ihm unsere Hingabe, aber das Werk der Sühne und Versöhnung wird von Gott selbst vollbracht.

Dabei gilt es zu beachten, dass die verschiedenen Opfer auch verschiedene Bedeutungen hatten. Das Brandopfer drückte die umfassende Hingabe an Gott aus. Ein herausragendes Beispiel für diese vollkommene Hingabe zeigte sich später in der geistlichen Demut von Christus im Garten von Gethsemane, als er sich trotz des bevorstehenden Leidens dem Willen Gottes fügte. Wenn wir uns in absolutem Gehorsam dem Willen Gottes hingeben, bringen wir ein Brandopfer dar.

Die Sündopfer wurden dargebracht, um Vergebung für unabsichtliche Sünden zu erlangen. Dabei wurde das Blut des geopferten Tieres auf dem Altar als symbolischer Akt der Versöhnung dargebracht. Psalm 118,20 bekräftigt, dass der Zugang zum Heiligtum das Opfern von Blut voraussetzt. Der bronzene Altar verdeutlicht die Notwendigkeit einer stellvertretenden Versöhnung. In Christus wurde dieses Opfer durch seinen Tod am Kreuz für die Menschheit vollständig erfüllt. Wenn wir vor Gott unserer Reue Ausdruck geben, dann bringen wir im übertragenen Sinne ein Sündopfer dar. Jeder Akt der Vergebung an unsere Mitmenschen kann ebenfalls als Sündopfer betrachtet werden.

 

Das Schuldopfer ermöglichte den Israeliten, Wiedergutmachung zu leisten und Sühne für bestimmte Sünden zu erlangen. Christus hat Sühne für alle Sünden geleistet, einschliesslich derjenigen, die ein Schuldopfer erforderten. Durch seinen Tod am Kreuz hat er uns vor Gott gerecht gemacht und das Geschädigte und Verlorene wiederhergestellt. Für Christinnen und Christen ist sowohl die dankbare Annahme von Christi Wiedergutmachung für ihre Schuld ein Schuldopfer, als auch  die Versöhnung mit ihren Brüdern und Schwestern.

Das Gemeinschaftsopfer war ein Ausdruck von Freude, Dankbarkeit und Gemeinschaft mit Gott. Der Psalmist ermutigte die Gläubigen, dass sie Gott beim Betreten des Tores mit Lob und Dank begegnen sollten34. Es repräsentiert für uns das Opfer, Gott unabhängig von unseren Umständen im Geist und in der Wahrheit zu loben, insbesondere in den dunklen und schwierigen Momenten unseres Lebens.

Das Speisopfer schliesslich repräsentierte die Hingabe und Darbringung der Arbeit und Versorgung durch Gott. Es ist für uns ein Akt des Dankes und der Weihe. Immer wenn wir unsere Zeit, unsere Talente und Fähigkeiten freiwillig einsetzen und unsere materiellen Ressourcen dem Herrn geben, entspricht das einem Speisopfer.

Der Altar war aus Akazienholz gefertigt und mit einer Bronzebeschichtung – einer Legierung aus Kupfer und Zinn – überzogen. Gemäss 4. Mose 29,4-9 erhielt Moses von Gott den Auftrag, eine bronzene Schlange zu fertigen. Diese Schlange sollte allen Israeliten Heilung bringen, wenn sie zu ihr aufblickten, nachdem sie von giftigen Schlangen gebissen worden waren. Obwohl Gott ursprünglich die Schlangen als Strafe für die Israeliten geschickt hatte, bot er durch die bronzene Schlange einen Weg zur Heilung, zum Schutz und zur Wiederherstellung an. Die bronzene Schlange symbolisiert Christus, der am Kreuz erhöht wurde und für unsere Sünden starb. In Gottes Augen wurde er zum Sündopfer – die Schlange symbolisierte das Böse oder die Sünde –, und für diejenigen, die an ihn glauben, wurde er zur Quelle der Heilung. Daher symbolisierte das Material Bronze sowohl das Gericht als auch die sühnende Wiederherstellung. Es steht für das Gericht, weil es aus zwei verschiedenen Materialien besteht und somit als unrein betrachtet wurde, und es symbolisiert die Vergänglichkeit aufgrund seiner oxidierenden Eigenschaften. Die Tatsache, dass Gott die Bronze verwendet, um die Sühne am Altar zu vollziehen, zeigt, dass Gott selbst die vergänglichen Dinge dieser Welt verwendet, um seinen ewigen und vollkommenen Willen hervorzubringen.

Der Altar war und ist somit der zentrale Ort, an dem sich Gottes Zorn in seine Gnade und Barmherzigkeit wandelt.

Doch Gottes Barmherzigkeit beschränkte sich nicht allein auf den Ort des Altars. An den vier Ecken des Altars ragten bronzene Hörner empor. Sie wiesen in vier Himmelsrichtungen: Südost, Südwest, Nordost, Nordwest. Diese Hörner, Symbole für Macht und Autorität, wurden während des Sündopfers mit dem Blut der Opfer besprengt. Dadurch wurden zwei Dinge verdeutlicht: Erstens hatte das sühnende Blut die Autorität, Sünden zu vergeben und Versöhnung mit Gott zu ermöglichen. Zweitens erstreckte sich diese Autorität von Gottes Barmherzigkeit nicht nur auf den Altar, sondern über die ganze Erde. 

So ruft der Psalmist: «Deine Wege sollen bekannt sein auf der Erde, dein Heil unter allen Völkern.» Gemäss der Prophezeiung Jesajas würde der Messias Licht in die ganze Welt bringen. Die vier Hörner auf dem Altar symbolisierten daher Gottes Freisetzung seiner barmherzigen Vergebung in der ganzen Welt35. Der bronzene Altar ist damit ein Symbol für Christi Gebot, in die ganze Welt zu gehen und allen Geschöpfen die gute Nachricht zu verkünden36.

Dank der uns in Christus geschenkten Gerechtigkeit entfaltet sich Gottes unermessliche Barmherzigkeit und erlösende Kraft auch in allen Bereichen und Dimensionen unseres Lebens. Durch die Versöhnung mit Gott erfahren wir Heilung, Befreiung und Erneuerung. Durch dieses Erleben von Gottes Liebe sind wir befähigt, einander zu vergeben, so wie wir zuerst die Vergebung von Gott empfangen haben37.

Die Priester trugen das sühnende Blut vom bronzenen Altar zum Räucheraltar und schliesslich zur Bundeslade und damit zum Gnadenthron (oder Thron der Barmherzigkeit). Dadurch wird deutlich, dass das Blut Christi das grundlegende Fundament für jeden Schritt im geistlichen Wachstum der Gläubigen bildet.

 

Das Kupferbecken (Waschbecken)

Das Kupferbecken, das sich im äusseren Vorhof befand, war gewissermassen das Bindeglied zwischen dem Vorhof und dem Bereich des Heiligen. Während der bronzene Altar im Vorhof eng mit grundlegenden Aspekten des christlichen Lebens wie Umkehr, Erlösung, Vergebung und Hingabe verbunden war, lag im Bereich des Heiligtums der Fokus auf dem neugeborenen Leben und der Erfüllung durch den Glauben.

Das Kupferbecken war mit Wasser gefüllt und befand sich zwischen dem bronzenen Altar und dem Offenbarungszelt. Aaron und seine Söhne, der Hohepriester und die anderen Priester, wurden angewiesen, ihre Hände und Füsse zu waschen, bevor sie ihre Aufgaben im Zusammenhang mit den Opfern ausführten und das Offenbarungszelt betraten38.

Im Neuen Testament wird der Zusammenhang zwischen Waschung und dem Wort Gottes in Epheser 5,25-27 so erklärt: «[…] Christus hat die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben, um sie zu heiligen und zu reinigen durch das Wasserbad im Wort.» Das Wort wirkt wie ein zweischneidiges Schwert und ist lebendig und kraftvoll und erkennt die Gedanken und Absichten des Herzens39. Das Becken verdeutlicht, dass wir als Gläubige eine ständige Reinigung durch das Wort Gottes durch die Kraft des Heiligen Geistes benötigen, um in unserem Dienst wirksam zu bleiben. Nach der grundsätzlichen Waschung durch den bronzenen Altar (Taufe), betont das Kupferbecken die tägliche Waschung. Jesus sagt: «Wer gebadet ist, bedarf nur noch, dass ihm die Füsse gewaschen werden, dann ist er ganz rein40

Das Bronze für das Becken wurde aus Bronze-Spiegeln hergestellt, die von Frauen gespendet worden waren. Diese Frauen dienten jeweils am Eingang des Offenbarungszeltes41. Diese grosszügige Geste der Frauen dient uns als Inspiration, unseren Dienst am Herrn über materielle Besitztümer zu stellen.

Vorher hatten die Bronzespiegel das Antlitz der Frauen widerspiegelt. Jetzt wurde das Wasser im Kupferbecken zum Spiegelbild des Priesters. Diese Symbolik verdeutlicht, dass wir uns als Christen nicht länger in einem vergänglichen Spiegelbild betrachten sollten, sondern im Spiegelbild des Wassers. Anders gesagt: Als neue Geschöpfe in Christus können wir uns durch das Bild des lebendigen Wassers, Jesus Christus, erkennen.

(Hinweis: Der zweite Teil dieses Beitrages wird im Forum vom November 2023 erscheinen.)

 

1 Übersetzt aus dem Englischen mithilfe des KI-Sprachmodells namens GPT-3.5, entwickelt von OpenAI und anschliessend redigiert.

2 Matthäus 5,17

3 Lukas 24,27 sagt: «Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.» Anlässlich seines zweiten Besuchs bei den Jüngern im Obersaal und in Anwesenheit von Thomas, wird in Lukas 24,45 berichtet, dass Jesus «ihnen den Sinn öffnete, damit sie die Schrift verstehen konnten».

4 In Hebräer 8,5 steht in der Zürcher Übersetzung: «Sie (die Priester) versehen ihren Dienst in einem Heiligtum, das Abbild und Schatten der himmlischen Wirklichkeit ist. So wurde Mose, als er die Stiftshütte errichten sollte, von Gott gewarnt: 'Achte darauf, dass du alles genau nach dem Vorbild baust, das dir auf dem Berg gezeigt wurde.'»

5 Hesekiel 10,1-2 lautet in der Zürcher Übersetzung: «Ich schaute, und siehe, über dem Himmelsgewölbe, das über den Cherubim war, erschien etwas wie ein Saphirstein, von der Gestalt eines Thrones. Und er sprach zu dem Mann im leinenen Gewand: 'Geh in das Innere der Räder unter den Cherubim, fülle deine Hände mit brennenden Kohlen zwischen den Cherubim und streue sie über die Stadt.' Und er ging hinein vor meinen Augen.»

6 1. Mose 1,1-2,3

7 2. Mose 25-31

8 2. Mose 35-40

9 4455:352 = 12,5

10 Die Fibonacci-Folge wird in der Natur als eine besondere Wachstumssequenz in Muscheln, Blütenblättern und anderen Spiralmustern beobachtet. Darüber hinaus lassen sich im menschlichen Körper und in der natürlichen Welt harmonische Proportionen beobachten, die als äusserst ästhetisch empfunden werden und dem sogenannten goldenen Schnitt, auch bekannt als Fibonacci-Verhältnis, entsprechen. Ein Beispiel hierfür ist die Länge des Unterarms vom Ellenbogen bis zur Hand, die sich in etwa im gleichen Verhältnis zur Länge des Unterarms vom Ellenbogen bis zur Schulter befindet. Ähnliche harmonische Verhältnisse gelten auch für die Proportionen der Hand, der Finger und so weiter.

11 Strongs NT 4637: σκηνόω, gr. sein Zelt haben, wohnen

12 1. Korinther 3,16: «Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?»

 13 1. Petrus 2,5: «Auch ihr selbst seid als lebendige Steine aufgebaut, als ein geistliches Haus, als eine heilige Priesterschaft, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus wohlgefällig sind.»

14 «Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.»

15 Cherubim sind engelhafte Wesen, die im biblischen Zeugnis eng mit Gottes Thron und Gegenwart verbunden sind. Im Allerheiligsten schützen Cherubim Gottes Gegenwart über dem Gnadenthron.

16 1. Mose 3,24

17 Diese Anordnung bedeutet auch, dass die Sonne hinter dem anbetenden Gläubigen steht. Viele Kommentatoren haben darauf hingewiesen, dass dies eine Aussage gegen den weit verbreiteten Sonnenkult der Zeit war (vgl. 2. Mose 8,16: «… und sie beteten die Sonne gegen Osten an»).

18 2. Samuel 7

19 Wir wissen nicht, ob das nahtlose Kleid von Jesus (Johannes 19,23-24) aus Leinen oder Wolle gemacht war. Aber es ist wahrscheinlich, dass sein Tallit, den die meisten frommen jüdischen Männer während des Gebets trugen, aus Leinen gewoben war. Der quadratische Tallit mit seinen vier Quasten an den Ecken symbolisierte die Bedeckung der Gläubigen durch die Gerechtigkeit Gottes. Im Moment von Christi stellvertretender Sühne am Kreuz wandte sich Gott von Christus ab, da er stellvertretend für uns ungerecht geworden war. Nach Christi Tod wickelte Joseph von Arimathäa seinen Körper in Leinen ein (Matthäus 27,59-60), was darauf hinweist, dass Christi Gerechtigkeit wiederhergestellt wurde. Nach Christi Auferstehung am dritten Tag entdeckten Maria Magdalena und andere Frauen die Leinenbinden im Grab, in das der Körper von Jesus gelegt worden war. Das Leinen, das Jesus im Grab zurückgelassen hatte, bewies nicht nur seine Auferstehung, es wies auch darauf hin, dass die Gerechtigkeit Christi bald allen Gläubigen zugänglich sein würde. Die Gerechtigkeit wurde von Gott sozusagen zurückgelassen, damit sie von den Gläubigen empfangen werden konnte.

20 Sowohl das Ephod als auch der Vorhang wurden aus Leinen hergestellt, ebenso wie die Bezüge für Einrichtungsgegenstände – etwa für den Altar des Brandopfers, die Leuchter, den Schaubrottisch, den Räucheraltar und für die Lade).

21 Matthäus 7,6

22 Matthäus 7,7

23 Vergleiche Matthäus 11,15 und Markus 8,18

24 2. Mose 27,13-16

25 Hesekiel sah in einer Vision, dass der Herr in Herrlichkeit aus dem Osten kommen würde (Hesekiel 43,1-5). Auch die Weisen im Matthäusevangelium kamen aus dem Osten und deuteten auf den Beginn einer neuen Ära hin.

26 Johannes 11,25

27 In Johannes 14,6 sagt er: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.»

28 Der Begriff  "שַׁעַר" (Strong's 8179) wird manchmal auch mit «Tür» anstatt «Tor» übersetzt.

29 Johannes 10,7 : «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür der Schafe. [...] Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.»

30 E.S. «Charlie» Garret, in: Super. Word (2022), 1358.

31 Kolosser 1,19-20: «Denn es hat Gott gefallen, dass in ihm die ganze Fülle wohnen soll und durch ihn alles mit sich versöhnen zu wollen, indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes, das auf der Erde und im Himmel ist.»

32 E.S. «Charlie» Garret, 1358ff.

33 E.S. «Charlie» Garret, , in: Super. Word (2022), 1836

34 Psalm 100,4

35 Vergleiche Matthäus 28,18-20

36 Markus 16,15 in der Zürcher Übersetzung lautet: «Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und verkündigt das Evangelium der ganzen Schöpfung.»

37 Die gegenseitige Vergebung ist ein Gebot Jesu (vergleiche das Gleichnis vom ungerechten Knecht). In Johannes 4,19 heisst es: «Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.»

38 2. Mose 40,30-32

39 Hebräer 4,11-13 lautet: «Lasst uns daher bemüht sein, in diese Ruhe einzugehen, damit niemand falle infolge des gleichen Ungehorsams. 12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark, und es richtet über die Gedanken und Absichten des Herzens. 13 Keine Kreatur ist vor ihm verborgen, sondern alles liegt nackt und bloss vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.»

40 Johannes 13,10

41 2. Mose 38,8

Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a2/Tabernacle.png?20090924111129

Grundlage: Garret, Emlen S. „Charlie“, in: The Superior Word (2022).) https://study-pdfs.s3.amazonaws.com/exodus-commentary-rev2.pdf

Die zitierten Bibeltexte stammen aus der Zürcher Bibelübersetzung.

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