Praxis: Vertrauen – und das Leben auf Gott setzen

In Nazareth findet eine Begegnung zwischen Himmel und Erde statt: zwischen einem himmlischen Boten, dem Engel Gabriel und Maria, dem «Modell des erlösten Menschen». Diese Begegnung lädt auch uns dazu ein, unser Leben auf Gott zu setzen.

(Lesezeit: 5 Minuten)

Verkündigung – Altarbild eines Meisters aus Lucca vom Anfang des 16. Jahrhunderts  (Bild: Jörg P. Anders, tagesspiegel.de)

Lukas 1,26-38 (Einheitsübersetzung)

In jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.

 

(Phase 1)

Der Engel trat bei ihr ein und sagte: «Sei gegrüsst, du Begnadete, der Herr ist mit dir.»

Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruss zu bedeuten habe.

Da sagte der Engel zu ihr: «Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.

 

(Phase 2)

Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.

Er wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden.

Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.»

 

(Maria)

Maria sagte zu dem Engel: «Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?»

 

(Phase 3)

Der Engel antwortete ihr: «Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.

Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.

Denn für Gott ist nichts unmöglich.»

 

(Maria)

Da sagte Maria: «Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.»

Danach verliess sie der Engel.

 

Meditation

Das «Gespräch» verläuft in drei Phasen. In jeder steht eine der drei göttlichen Personen im Zentrum.

Einmal spricht auch Maria. Sie bittet den Engel, sich noch näher mitzuteilen. Maria hört.

Sie ist ganz und gar Empfänglichkeit.

Am Ende spricht sie ihr «Fiat»: «Mir geschehe nach deinem Wort.»

Vertrauen: mein Leben auf DICH setzen, Gott.

So still, wie der Engel gekommen ist, geht er auch wieder fort.

Anwendungen

Ignatius von Loyola schrieb: «Bei denen, die vom Guten zum je Besseren voranschreiten, berührt der gute Engel die Seele sanft, leicht und lind wie ein Tropfen Wassers, der in einen Schwamm eindringt»1.

  • Will ich dies – vom Guten zum je Besseren voranschreiten – erbitten für diese Zeit der Stille?
  • Maria, mitten in ihrem banalen Alltag, wird gegrüsst mit ungewöhnlichem Gruss «Sei gegrüsst, Du Begnadete, der Herr ist mit Dir!»

Dieser Text war ihr wohl aus einem anderen, religiösen Kontext vertraut:

Nun aber spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich erlöse dich und rufe dich bei deinem Namen, du gehörst mir. ... Fürchte Dich nicht, denn ich bin mit dir. ... 2

  • Zum neuen Bund gehörend, darf ich diese Worte auch für mich hören, mir zusagen lassen …

Marias Alltag wird unerwartet unter-brochen: 

  • Ich – Mich unter-brechen / stören lassen in meinem Alltag …
  • Ich – mich öffnen und empfänglich sein für «einen Engel des Herrn», der mich in meinem Alltag unter-brechen darf mit einem Wort von Gott …
  • Ich – empfangsbereit für den «Boten Gottes», der auch mir den Gruss Gottes entbieten will ...
  • Will ich jetzt um diese Empfangsbereitschaft bitten?

Mit dem Kopf glauben und dem Herzen vertrauen, dass auch mir mitten im Alltag gilt – ich lese wiederholend – wenn möglich laut:

Sei gegrüsst, du Begnadete / du Begnadeter, der Herr ist mit dir.

  • Ich lasse die Worte auf mich wirken ... Sie dürfen etwas be-wirken ... Ich verweile bei diesem Gruss ...
  • Ich gegrüsst ...

  Von wem möchte ich gegrüsst werden ...?

  Ich – von Gott gegrüsst ...

Von Gott gegrüsst – durch einen Engel ...

Lebendiger Gott, wo Dein verborgenes Wort uns so erreicht, dass es vernehmbar wird, steht die Gestalt des «Engels», des Boten und Überbringers.

  • Engel in meinem Leben ...

Menschen ...

Ein Buch...

Ein Sinnbild aus der Natur ...

Etwas anderes, das mir zum Zeichen wird: Gott ist mit mir …

«Der Herr mit mir ist» – mitten in meinem Alltag ...

Vertrauen: Ich werde wahrgenommen – auch in meinem banalen Alltag.

Vertrauen: Ich werde gegrüsst. Nicht übersehen. Nicht vergessen.

 

1  Exerzitien-Buch, 335

2  aus Jesaja 43,1-5

 

 

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