Praxis: Zur Ruhe kommen

Wer im Sinne des integrierten Christseins unterwegs ist, braucht als Ressource eine «Spiritualität des Weges», die täglich erneuert wird. Dazu gehört auch die Gewohnheit, immer wieder auch länger in der Gegenwart des dreieinen Gottes zu ruhen. Die folgenden Impulse geben eine Anleitung für den Beginn einer solchen Zeit. Für die Umsetzung eignet sich zum Beispiel eine halbtägige Wanderung, ein Wochenende allein oder mit andern zusammen.

(Lesezeit: 4 Minuten)

Die «Spiritualität des Weges» lässt sich etwa beim Unterwegssein zu Fuss einüben. (Bild: Hanspeter Schmutz)

Ich lese langsam, wiederholend, Wort für Wort, Satz für Satz und erlaube den Worten aus Markus 6,7.12.30f, in mir etwas zu bewirken:

Jesus rief die Zwölf zu sich und fing an, sie ... auszusenden ... Da zogen sie aus ...

Und die Apostel kamen wieder bei Jesus zusammen und

berichteten alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten.

Da sagte er zu ihnen:

Kommet

ihr allein

abseits

an einen öden Ort

und ruhet ein wenig!

 

Weiterführende Fragen und Impulse

Was fällt mir auf ...?

Was spricht mich an ...?

Wo bleibe ich evtl. hängen, bei einem Wort, einem Satzteil ...?

 

Die Jünger, ausgezogen, um ihren Auftrag auszuführen, werden eingeladen innezuhalten.

  • Ich, unterwegs auf meinem Lebensweg, bin eingeladen, innezuhalten.
  • Wo komme ich her? Was habe ich hinter mir gelassen?
  • Was beschäftigt (evtl. besetzt) mich? Menschen, Situationen ...

 

Die Jünger kommen aus ihrem Beruf als «Menschenfischer» wieder zu Jesus. Sie berichten alles, was sie getan haben.

  • Ich komme aus meinem Berufsalltag und kann anhalten, Distanz gewinnen, zurückblicken, Bilanz ziehen, um mich dann neu auszurichten, wieder aufzubrechen und weiterzugehen.
  • Was habe ich zu «berichten»?
  • Wie ergeht es mir in meinem Alltag?
  • Menschen, Situationen, die mich beschäftigen ...

 

«Komm allein abseits an einen öden Ort.»

  • Heute lädt mich Gott ein zu einer längeren Zeit der Stille in ein mir noch unbekanntes, ödes Land. Ich werde mir bewusst, warum ich mir diese Zeit nehmen will:
  • ... um innezuhalten, zu hören, zu unterscheiden, neu befähigt und begeistert zum Handeln zu werden.

 

Jesus selber lädt die Apostel ein, zur Ruhe zu kommen.

  • Ich bin eingeladen, zur Ruhe zu kommen ...
  • Was beunruhigt mich (noch)? Was möchte in mir zur Ruhe kommen?
  • Wo komme ich her? Was habe ich hinter mir gelassen? Was beschäftigt mich noch?
  • Wo wünsche ich mir «Be-ruhig-ung»?
  • Wovon, von wem möchte ich in Ruhe gelassen werden?

 

 

Bei Ablenkungen:

  • Ich schreibe auf, was mir in den Sinn kommt, was mich (noch) beunruhigt, beschäftigt ...
  • Ich muss jetzt nicht bewusst darüber nachdenken: «Alles, was mir in den Sinn kommt, lege ich Dir, Gott, in Deine Hände. Ich überlasse Dir meine Gedanken, meine Sorgen, mein Planen ...»
  • Dann bin ich wieder da, lasse los, öffne mich, warte: «Gott, ich öffne mich Dir und warte auf Dich.»
  • Bin ich offen zum Empfangen? Wonach sehne ich mich? Was möchte ich gerne empfangen?

 

Jesus sagt: «Komm!» – Hilfen auf dem Stille-Weg:

  • Jesus selber lädt ein, ruft ...
  • Ein bevorzugtes Mittel Gottes, zu den Menschen zu sprechen, so wie Jesus damals direkt zu den Jüngern gesprochen hat, ist die Bibel: Gottes Wort ist ein Licht auf dem Weg …
  • Der Heilige Geist ist der Lehrer ...

 

Still werden könnte für mich bedeuten ...

  • «Allein abseits»: Ich nehme die vielen Stimmen / Fixierungen / Treiber in mir wahr ...
  • • Ich öffne mich für Gottes Zusage in seinem Wort, in der Natur, im Gebet, in der Stille ...
  • Ich lasse mich auf einen Übungs-Weg ein, über dem die Verheissung steht: «In Umkehr und Ruhe liegt Dein Heil, in Stillehalten und Vertrauen besteht Deine Stärke.» (Jesaja 30,15)
  • Ich halte inne (ich verzichte auf soziale Medien, SMS, Mails usw.; ich arbeite nicht, zerstreue mich nicht unnötig ...) ...
  • Ich höre, horche auf meine Lebensrealität, auf Gott ...
  • ... wahrnehmen, wahr sein lassen, nicht sofort ver-urteilen, entschuldigen, bagatellisieren ...
  • Ich lasse mich darauf ein, dass Gott mich persönlich allein an einen öden Ort führen will. In der Bibel ist Öde / Wüste nach einer Zeit der Verunsicherung, der Irritation oft ein Ort der Gottesbegegnung, der Verwandlung, der Neuorientierung ...

 

Mich neu / wieder Gott anvertrauen; vertiefter lernen, mich auf SEINE Gnade zu verlassen; ein «Gerufener» / eine «Gerufene» zu sein.

  • Ich unterscheide: Welche Stimmen und Regungen meines Herzens sind lebensfördernd, welche hindern Glaube, Hoffnung, Liebe, Freude, Friede, innere Freiheit ... und bete:

 

Meine Zeit steht in Deinen Händen.

Gott, Du bist der Geber meiner Lebens-Zeit.

Auch der Geber meiner Alltags-Zeit.

Alles hat seine Zeit – auch meine Zeit mit Dir.

Lass die kommenden Stunden

zu einer Zeit der Gnade und des Heils für mich werden. Amen.

 

Abschluss

Am Schluss schreibe ich auf, was mir in Bezug auf «meine Zeit» bewusst / wichtig, kostbar geworden ist.

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