Praxis: Das Herz zur Krippe machen

Die Weihnachtsgeschichte erinnert uns daran, dass es Gott nicht leicht hat, in der Welt den Raum zu finden, den er benötigt, um unter den Menschen wirken zu können. Im Folgenden eine Übung, die uns hilft, dies zumindest in unserm Leben zu ändern.

(Lesezeit: 6 Minuten)

Das Herz zur Krippe machen (Bild: Pixabay)

Gott auf der Suche nach Raum

«Weil in der Herberge kein Platz war1

«Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht auf2

«Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, und nicht in dir, du bleibst doch ewiglich verloren3

Gott hatte und hat es nicht leicht, eine Herberge, einen Ort in der Welt zu finden. Obwohl er Gott ist, ist er darauf angewiesen, dass man ihm Lebens- und Wohnraum schenkt4.

Wer genau hinschaut, findet fast auf jeder Seite der Bibel ein Mietgesuch Gottes. Überall dringt die Bitte durch: Lasst mich bei euch wohnen, stellt mir euer Leben zu Verfügung.

 

Ein unbequemer Mieter

Mein Leben Gott zur Verfügung stellen: Was heisst das für mich:

  • als Berufsmann, Berufsfrau?
  • als Partner, als Partnerin?
  • als Vater, Mutter, Tochter, Sohn?
  • als Freund, Freundin?
  • als Gemeindeglied?
  • als Nachbar, als Nachbarin?
  • als Staatsbürger, Staatsbürgerin?
  • als Konsument, Konsumentin
  • als ...................................

Mieter, die uns in Ruhe lassen, mögen wir. Mieter, die ihre eigenen Wege gehen, die keine Unbequemlichkeit und Unordnung in unser Leben bringen, sind uns recht. Ist Gott aber nicht eher ein unbequemer «Mieter»?

Wo spüre ich einen Anruf Gottes?

  • Darf Gott mich «stören» in meiner «Alltagsroutine»?

 

Ein guter und menschenfreundlicher Gott

In Jesus Christus ist «die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes erschienen»5.

  • Solange wir dies nicht tief in unserem Herzen glauben, haben wir Hemmungen, ja Angst, ihn zu beherbergen.

 

Jesus Christus und ich – nach ... Jahren Christusnachfolge:

  • Wer ist er heute für mich? Wie ist meine Beziehung zu ihm?

 

Wer Jesus für mich ist? – Einer, der für mich ist. Was ich von Jesus halte? – Dass er mich hält6.

  • Wo fällt es mir leicht / wo schwer, an seine Menschenfreundlichkeit zu glauben?

 

Die Herz-Kammer, die Dunkel-Kammer und die Rumpel-Kammer öffnen

Wagen, Jesus Christus erneut und entschieden Wohn-sitz zu geben in dieser Advents- und Weihnachtszeit ...

Jesus Christus meine ganze Herz-Kammer öffnen, nicht nur Teile davon: Er sehnt sich nach meinem un-geteilten Herzen ...

Mit anderen Worten: Dem Glauben, d.h. dem Vertrauen an den lebendigen Gott, der für uns – auch für mich – Mensch geworden ist, in meinem Innersten Hausrecht geben ...

Das Angebot Gottes, dass ich als von Jesus Christus erlöster und befreiter Mensch leben darf, erneut / ganz annehmen ...

  • Wo sehne ich mich nach tieferer Erlösung...
  • Wo halte ich Teile meines Herzens vor Gott verborgen ...
  • Wo habe ich ein ge-teiltes Herz ...

Ihm auch meine Dunkel-Kammern zur Verfügung stellen ...

Mit anderen Worten: Wo immer es dunkel in mir ist, wo seelische Verwundungen, Ängste, Enttäuschungen, Traurigkeit usw. mich plagen, will er sein heilendes Licht hineinstrahlen lassen.

Was ist dunkel in mir?

Wo sehne ich mich danach, dass Jesus, das wahre Licht7 bei mir einkehrt? 

Wir dürfen ihm sogar unsere Rumpel-Kammer zur Verfügung stellen. Mit anderen Worten: Jesus Christus kann uns helfen, hinauszuwerfen, was wir unnötigerweise mit uns herumschleppen: Vorurteile, Angst, unbereinigte Dinge aus der Vergangenheit, verdrängte Schuld, Sünden ...

Wo darf und will ich Jesu Vergebung in Anspruch nehmen?

Wirklich frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten wünschen wir einander. Frohe Weihnachten finden dort statt, wo dem Wohnungssucher Gott Herberge in den Herzen gegeben wird:

  • Er will zu uns kommen.
  • Er ist nicht immer bequem.
  • Er fordert uns heraus.
  • Er will uns erleuchten8.
  • Er will uns seine Gnade schenken – gratis9, jeden Tag neu.

 

Gebet

Jesus Christus, schenke mir die Gnade, dass ich dich in meine Dunkelheiten einlasse.

Damit du immer mehr mein Licht wirst und bleibst und ich fähig bin, dein Licht zu reflektieren – ja: Lichtträger oder Lichträgerin zu werden und zu sein.

Jesus Christus, es ist meine Sehnsucht, dass du in mir «neu» geboren wirst.

 

Lied

Frohe Weihnachten wird, wo ich mit dem alten Adventlied (1704)10 singe:

Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.

Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein.

Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit.

Dem Namen dein o Herr, sei ewig Preis und Ehr.

 

Dank

Allen Boten sei Dank

dass sie die Nachricht nicht für sich behielten

dass nicht geheim blieb, was alle angeht.    

 

Maria und Josef sei Dank    

weil sie der sonderbaren Offenbarung still entsprachen  

sich finden liessen im Stall – im Stall.  

   

Den Hirten sei Dank

dass sie der Botschaft nicht den Rücken kehrten

dass ihre Wissbegier grösser war als ihre Furcht.

 

Das Vollkommene kommt

Wenn das Vollkommene kommt

wollen auch wir fahren lassen das Unvollkommene.

Wenn Unbegreifliches einleuchtet

fahren lassen das allzu Begreifliche

fahren lassen, was unser ist.11

 

 

1  Lukas 2,7

2 Johannes 1,11

3 Angelus Silesius (Johann Scheffler, 1624 bis 1668) in seinem «Cherubinischen Wandersmann» (Erstes Buch, Br. 61). 

Unser Herz erneuern, indem wir uns selber ergreifen lassen von der Liebe dieses Jesuskindes und auf diese Weise unser Herz zu einer Krippe machen für dieses Kind – so wird es gleichsam in uns neu geboren werden.

4  Ruth Maria Michel, abgeändert nach Impulsen von P. Karl Meier

5  Titus 3,4

6 Lothar Zenetti

7 Johannes 1,9

8 Johannes 1,4

9 Johannes 1,17

10 Strophe 8 von «Macht hoch die Tür» (Reformiertes Kirchengesangbuch, Nr. 363)

11 Armin Juhre

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